EMPYRIUM "WEILAND" - Naturmystik in drei Kapiteln (CD- Prophecy Productions)

 Uns liegt das neue -und zugleich letzte- Werk der Formation EMPYRIUM als limitierte Fassung in einer 3-er CD Box vor. Man hat jedes Kapitel auf eine CD gebannt. Das ist zwar etwas anstrengend beim Durchhören des Albums, aber eben doch sehr schön für das Auge. Es ist natürlich auch möglich, das Ganze als einfache CD zu erwerben. Die Hülle der Box kommt recht schlicht und dünn daher, dafür ist jede der drei Cd´s in einer separaten, aufklappbaren Hülle untergebracht. Durch die komplette Gestaltung des Beiheftes zieht sich eine düstere Atmosphäre: Alles in schwarz mit einem Hauch von blau, wundervolle Bilder und zwei finstere Fotos der Protagonisten Schwadorf und Helm. Bevor wir näher auf die einzelnen Kapitel eingehen, schon vorab eine kleine Zusammenfassung: WEILAND ist Musik in Perfektion; WEILAND ist eine kompositorische Glanzleistung; WEILAND ist ein textliches und gesangliches Meisterwerk. Das steht zweifelsohne fest. Wir stellen uns jedoch die Frage, inwieweit man Musik perfektionieren sollte, ohne dabei ihre Wirkung zu zerstören. Musik sollte man fühlen, Musik sollte leben und Musik sollte einem das Herz erwärmen. Genau das haben EMPYRIUM mit ihrem Vorgänger WHERE AT NIGHT THE WOOD GROUSE PLAYS auch bedingungslos geschafft. Bei WEILAND sollte man diese Entscheidung jedem selbst überlassen, denn jedes Herz fühlt anders. Wenn EMPYRIUM über WEILAND von ihrem perfektesten Werk sprechen und sie somit der Überzeugung sind, an dieser Stelle einen Schlußstrich zu ziehen, weil es einfach nicht besser werden kann, dann geben wir ihnen auch vollkommen recht. Wenn es aber nach unserer Meinung geht und wir von ihrem besten Werk sprechen, dann hätten sie es sich überlegen sollen, vielleicht schon nach der WHERE AT NIGHT... aufzuhören. Jetzt aber endlich zu den einzelnen Kapiteln:

Kapitel 1 - Heidestimmung: Als wir die CD das erste Mal in unsere Stereoanlage legten, waren wir ob der ersten dreißig Sekunden wegen schockierender Weise kurzzeitig gelähmt vor Entsetzen. Hatte man doch ein akustisches Werk mit einem Streichquartett, Flöten und Gitarren erwartet, so erklangen, neben einer richtigen Flöte, etwas furchtbar klingende Synthezizer-Streicher. Jedenfalls sind wir uns sicher, daß es welche waren und immer noch sind. Das hatte man nicht erwartet. Der erste Schock verflog aber so schnell wie er über uns gekommen war. Gewohnte und geliebte Gitarrenklänge in Verbindung mit einem opernhaften, süßen Gesang: "Kein Hirtenfeuer glimmt mehr, bringt Licht ins Heidemoor. Ganz oben, einsam singt er - des Winters Totenchor." Dann plötzlich, ein Schlagzeug, ein richtiges Schlagzeug! Das hatten wir zwar auch nicht erwartet, es schockierte uns allerdings nicht, im Gegenteil - sehr schön! Die richtigen Streicher ließen dann ebenfalls nicht mehr lange auf sich warten. Weiter ging es mit "Heimwärts" und dem reinen Gitarrenstück "Nebel". "Fortgang" wird gen Ende richtig schwungvoll und mit den ruhigen und kurzen Stücken "A capella" und "Nachhall" findet das erste Kapitel einen wundervollen Abschluß. Es sei vielleicht noch zu erwähnen, daß wir spätestens jetzt froh über die Texte im Beiheft sind, ist der durchweg deutsche Gesang mitunter doch nur recht schwer zu verstehen.

Kapitel 2 - Waldpoesie: Ein Lied, über dreizehn Minuten lang. "Schön ist der Wald, wenn der Tag sich neigt, wenn feiner Nebel hoch vom moosgen Boden steigt. Und Vöglein singen sacht zum Ruhgeleit - dann mirs die Brust vor arger Schwere feit." Helm und Schwadorf wechseln sich gekonnt in den unterschiedlichen Teilen von "Waldpoesie" zwischen dem bereits erwähnten Gesang und dem finsteren, klagenden Sprechgesang ab. Dazu gesellt sich lobenswerterweise noch ein Fagott. Der Facettenreichtum von "Waldpoesie" ist nicht in Worte zu fassen. Als dann nach ca. 7 Minuten die Streicher zu einem Solo einsetzten, wurde uns doch recht warm ums Herz und die im Vorwort dargebrachte "Kritik" bezüglich der Perfektion verschwand in diesen wunderbaren Klängen. Kapitel 2 ist für uns der Höhepunkt von WEILAND.

Kapitel 3 - Wassergeister: "Still, still war die Nacht, nur reget sich sacht - von Dunste bedeckt, ein See tief im Walde, im Schilfe, die Schwäne, ihr Wehklagen hallte..." Dieses Lied, "Die Schwäne im Schilf", kennt man ja bereits vom ersten "Lichttaufe" Sampler und so wollen wir nicht viele Worte darüber verlieren - es ist einfach schön! Durch das komplette dritte Kapitel zieht sich der Einsatz eines Flügels, was dem ganzen Album dann noch mehr Abwechslung bringt. Als nächstes Stück hören wir "Am Wasserfall", eher eine Einleitung zu dem ruhigen, mit Geige und Gitarre begleitetem "Fossegrimm". "Der Nix" und das letzte Lied "Das blau-kristallne Kämmerlein" bringen WEILAND zum Abschluß, einem sehr, sehr ruhigem... 

Das Fazit als solches war ja schon am Anfang zu lesen, deshalb nur noch einige letzte Worte: WEILAND ist jedem, wirklich jedem zu empfehlen. Natürlich, bei EMPYRIUM lagen die Anforderungen in Sachen Qualität für WEILAND sehr hoch, erwartet man doch von dieser deutschen Ausnahmeformation so einiges mehr als von manch anderen Kapellen. Ob sie diesem Anspruch gerecht wurden, sollte der geneigte Hörer jedoch selbst entscheiden. Aber dennoch hätten wir gerne gewußt, wie das nächste Album ausgefallen wäre...

 

Wilhelm Wald  wilhelmwald@schmerzfrequenz.de